Abstract English
Grief is a fundamental part of the human experience: everyone will, at some point, be confronted with the loss of a loved one. Across centuries, cultures have developed rituals and spaces to cope with this existential experience using for example, graves, altars, candles, or symbolic actions. These practices help maintain a sense of connection between the deceased and the mourner, while preserving memories and integrating loss into daily life.
Yet these practices are changing. In an increasingly mobile and digitally shaped society, traditional mourning spaces for mourning are losing relevance or are inaccessible: People live far from their places of origin, family structures are dissolving, and fixed places of mourning are visited less frequently. Sociologist Thorsten Benkel (2024) describes this phenomenon as the „delocalization of grief“, a process in which mourning becomes increasingly detached from physical locations.
Digital technologies allow us to build a bridge that is location-independent in mourning practice, from online memorials to AI-powered memorial tools. However, the question remains whether these tools are able to convey emotional depth, symbolic meaning, and rituals in a digital context and positively support the grieving process.
From a psychological standpoint, this is essential. Grief is not a single emotion, but a complex and dynamic process that depends on feelings of safety while oscillating between phases, as well as the repetition of symbolic acts and the possibility of maintaining continuing bonds. Research has shown that grief is not something to be overcome but rather something to be integrated often through symbolic practices, imaginative connections, or ritualized “communication” with the deceased.
This thesis responds to this challenge by asking:
- How should a digital mourning space be designed to meet psychological needs while enabling new forms of mourning and connection in a displaced society?
The work is grounded in psychological and anthropological theory as well as current research in Human–Computer Interaction (HCI). A key conceptual foundation is the Dual Process Model of Coping with Bereavement (Stroebe & Schut, 1999), which frames grief as a dynamic oscillation between loss-oriented processes, such as grieving, remembering, and confronting the reality of the loss, and restoration-oriented processes, such as adapting to life changes, taking on new roles, and engaging in activities that offer respite from grief.
This duality informed the translation of theoretical insights into design principles and, ultimately, into a conceptual prototype. The resulting tool combines a non-linear digital remembrance archive, a sensory-assisted breathing ritual using a soft haptic cushion, and restorative prompts for offline activities. Together, these elements aim to support both loss-oriented and restoration-oriented coping, providing a location-independent yet emotionally resonant space for mourning.
Methodologically, this work follows a theory-driven design approach based on grief psychology, cultural anthropology, and HCI. The interdisciplinary research then forms the basis for the development of design implications and working hypotheses, which were subsequently translated into a conceptual prototype. To support the design process, visual resources such as mood boards, UI designs, and application scenarios were used, which were later evaluated in a user study. Structurally, the work moves from the theoretical framework to the derived design implications and the creation of the prototype to its evaluation, placing the results in the larger context of contemporary digital grief practices.
This work does not claim therapeutic impact, nor does it aim to deliver a market-ready solution. Rather, it contributes to ongoing design research on grief, exploring how digital tools can address emotional needs without prescribing fixed norms or outcomes. Its main contribution lies in the development of a conceptual design for a digital mourning space that seeks to accommodate the complex and diverse experiences of the bereaved.
Abstract Deutsch
Trauer ist ein grundlegender Bestandteil der menschlichen Erfahrung: Jeder Mensch wird irgendwann mit dem Verlust eines geliebten Menschen konfrontiert. Im Laufe der Jahrhunderte haben Kulturen Rituale und Orte entwickelt, um mit dieser existenziellen Erfahrung umzugehen, beispielsweise durch Gräber, Altäre, Kerzen oder symbolische Handlungen. Diese Praktiken tragen dazu bei, eine Verbindung zwischen dem Verstorbenen und den Trauernden aufrechtzuerhalten, Erinnerungen zu bewahren und den Verlust in den Alltag zu integrieren.
Doch diese Praktiken verändern sich. In einer zunehmend mobilen und digital geprägten Gesellschaft verlieren traditionelle Trauerorte an Bedeutung oder sind nicht mehr zugänglich: Menschen leben weit entfernt von ihren Herkunftsorten, Familienstrukturen lösen sich auf, und feste Trauerorte werden seltener besucht. Der Soziologe Thorsten Benkel (2024) beschreibt dieses Phänomen als „Delokalisierung der Trauer“, einen Prozess, in dem Trauer zunehmend von physischen Orten losgelöst wird.
Digitale Technologien ermöglichen es uns, eine ortsunabhängige Brücke in der Trauerpraxis zu schlagen, von Online-Gedenkstätten bis hin zu KI-gestützten Gedenktools. Es bleibt jedoch die Frage, ob diese Tools in der Lage sind, emotionale Tiefe, symbolische Bedeutung und Rituale in einem digitalen Kontext zu vermitteln und den Trauerprozess positiv zu unterstützen.
Aus psychologischer Sicht ist dies von entscheidender Bedeutung. Trauer ist keine einzelne Emotion, sondern ein komplexer und dynamischer Prozess, der von einem Gefühl der Sicherheit abhängt, während er zwischen verschiedenen Phasen oszilliert, sowie von der Wiederholung symbolischer Handlungen und der Möglichkeit, bestehende Bindungen aufrechtzuerhalten. Forschungen haben gezeigt, dass Trauer nicht etwas ist, das überwunden werden muss, sondern etwas, das oft durch symbolische Praktiken, imaginäre Verbindungen oder ritualisierte „Kommunikation” mit dem Verstorbenen integriert werden muss.
Diese Arbeit reagiert auf diese Herausforderung mit der Frage:
- Wie sollte ein digitaler Trauerraum gestaltet sein, um psychologischen Bedürfnissen gerecht zu werden und gleichzeitig neue Formen der Trauer und Verbindung in einer entwurzelten Gesellschaft zu ermöglichen?
Die Arbeit basiert auf psychologischen und anthropologischen Theorien sowie aktuellen Forschungen im Bereich der Mensch-Computer-Interaktion (HCI). Eine wichtige konzeptionelle Grundlage ist das Dual-Prozess-Modell der Trauerbewältigung (Stroebe & Schut, 1999), das Trauer als dynamisches Wechselspiel zwischen verlustorientierten Prozessen wie Trauern, Erinnern und Konfrontation mit der Realität des Verlusts und wiederherstellungsorientierten Prozessen wie Anpassung an Lebensveränderungen, Übernahme neuer Rollen und Teilnahme an Aktivitäten, die eine Pause von der Trauer bieten, versteht.
Diese Dualität floss in die Umsetzung theoretischer Erkenntnisse in Designprinzipien und schließlich in einen konzeptionellen Prototyp ein. Das daraus resultierende Tool kombiniert ein nichtlineares digitales Erinnerungsarchiv, ein sensorisch unterstütztes Atemritual unter Verwendung eines weichen haptischen Kissens und regenerative Aufforderungen zu Offline-Aktivitäten. Zusammen sollen diese Elemente sowohl verlustorientierte als auch regenerationsorientierte Bewältigungsstrategien unterstützen und einen ortsunabhängigen, aber emotional resonanten Raum für Trauer bieten.
Methodisch folgt diese Arbeit einem theoriegeleiteten Designansatz, der auf Trauerpsychologie, Kulturanthropologie und HCI basiert. Die interdisziplinäre Forschung bildet dann die Grundlage für die Entwicklung von Designimplikationen und Arbeitshypothesen, die anschließend in einen konzeptionellen Prototyp umgesetzt wurden. Zur Unterstützung des Designprozesses wurden visuelle Ressourcen wie Moodboards, UI-Designs und Anwendungsszenarien verwendet, die später in einer Nutzerstudie evaluiert wurden. Strukturell bewegt sich die Arbeit vom theoretischen Rahmen über die abgeleiteten Designimplikationen und die Erstellung des Prototyps bis hin zu dessen Bewertung und stellt die Ergebnisse in den größeren Kontext zeitgenössischer digitaler Trauerpraktiken.
Diese Arbeit erhebt keinen Anspruch auf therapeutische Wirkung und zielt auch nicht darauf ab, eine marktreife Lösung zu liefern. Vielmehr leistet sie einen Beitrag zur laufenden Designforschung zum Thema Trauer und untersucht, wie digitale Tools emotionale Bedürfnisse erfüllen können, ohne feste Normen oder Ergebnisse vorzugeben. Ihr Hauptbeitrag liegt in der Entwicklung eines konzeptionellen Entwurfs für einen digitalen Trauerraum, der den komplexen und vielfältigen Erfahrungen der Hinterbliebenen gerecht werden soll.
Bilder vom Prototyp
Remembering (Reflection & Archive)










Regulation (Breathing Exercise & Sensory Cushion)








Reconnect (LO and RO Integration)




Bilder Dokumentation










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Metadaten
Masterthesis Design – Giuliana Mei
SoSE 25
Betreuung:
Prof. Frank Heidmann Knüppel
Yin W. Boribun