Abstract DE
Laut dem von der Weltbank veröffentlichten Bericht „Women, Business and the Law 2023“ dauert es noch circa 50 Jahre, bis Männer und Frauen gesetzlich gleichbehandelt werden 1. Obwohl Deutschland zu den besser abschneidenden Ländern gehört, gibt es auch hier noch Entwicklungsbedarf. Aufgrund verschiedenster gesellschaftlicher Strukturen sind Frauen in der Arbeitswelt weiterhin benachteiligt. So liegt Deutschland, zum Beispiel beim Gender Pay Gap, im europäischen Vergleich, auf einem der hinteren Plätze 1. Auch sind Frauen in vielen Bereichen noch unterrepräsentiert und Aufstiegschancen werden erschwert. Das Bewusstsein für Chancengleichheit steigt, jedoch sind traditionelle Rollenmuster immer noch stark ausgeprägt.
Im Rahmen meiner Forschungsfrage, werde ich mich damit befassen, was Gestaltung gegen strukturelle Ungleichheit tun kann. Dazu werde ich in meiner theoretischen Arbeit zuerst die Geschichte und den Kontext des Themas beleuchten sowie bereits bestehende Arbeiten analysieren. Des Weiteren beabsichtige ich, verschiedene Interviews zu führen, um tiefere Einblicke zu gewinnen und persönliche Erfahrungen zu erfassen, die über wissenschaftliche Daten hinausgehen.
Für meine praktische Arbeit plane ich, eine fotografische Auseinandersetzung mit dem Thema. Im Zentrum steht die Frage, wie fotografische Darstellungen dazu beitragen können Frauen sichtbarer zu machen und damit Vorbilder für andere zu schaffen. Die Arbeit soll dabei mitwirken, das Bewusstsein in der Gesellschaft und in den Unternehmen zu fördern und ein Umdenken anzuregen.
Quelle 1: ARD-aktuell / tagesschau.de, 02.03.2023, 17:01 Uhr
Abstract ENG
According to the report “Women, Business and the Law 2023” published by the World Bank, it will still take around 50 years before men and women are treated equally under the law 1. Although Germany is one of the better performing countries, there is still room for improvement here too. Due to various social structures, women are still disadvantaged in the world of work. In terms of the gender pay gap, for example, Germany ranks 1st in Europe. Women are also still underrepresented in many areas and opportunities for advancement are made more difficult. Awareness of equal opportunities is increasing, but traditional role models are still very much in evidence.
As part of my research question, I will look at this, what design can do to combat structural inequality. In my theoretical work, I will first examine the history and context of the topic and analyze existing work. Furthermore, I intend to conduct various interviews to gain deeper insights and capture personal experiences that go beyond academic data.
For my practical work, I am planning a photographic exploration of the topic. The focus is on the question of how photographic representations can help to make women more visible and thus create role models for others. The work should help to raise awareness in society and in companies and encourage a change in thinking.
Source 1: ARD-aktuell / tagesschau.de, March 2, 2023, 5:01 p.m.


Theorie
Die vollständige Theoriearbeit kann unter zusätzliches Material eingesehen werden.
Relevanz
Wir leben bis heute in einer patriarchalen Gesellschaft. Und obwohl Deutschland zu den besser abschneidenden Ländern gehört, gibt es auch hier noch Entwicklungsbedarf. Der Umgang mit strukturellen Barrieren ist für Frauen eine tägliche Herausforderung. Dabei spielen stereotype Vorstellungen und öffentliche Darstellungen eine bedeutende Rolle.
Hinzu kommt eine wachsende reaktionäre Bewegung, die wir derzeit nicht nur in den USA beobachten können. Seit dem Amtsantritt von Donald Trump sind dort die Frauenrechte deutlich zurückgeworfen worden, und Meta-Chef Marc Zuckerberg spricht sich dazu aus, aggressive männliche Energie in Unternehmen zu fördern. Auch in Deutschland gewinnt eine rechtspopulistische Partei, die sich für eine traditionelle Rollenverteilung einsetzt, zunehmend an Wähler*innenstimmen.
„Da diese Rechte angefochten werden, ist es dringender denn je, nicht nur darüber nachzudenken, wie Frauen sich selbst sehen, sondern auch darüber, wie sie sich weiterhin Räume für ihre eigenen Perspektiven schaffen.“
Forschungsansatz
Meine Aufgabe als Gestalterin ist, das Schaffen von Sichtbarkeit. Diese Arbeit soll sich dahingehend mit folgenden Punkten beschäftigen: das Aufzeigen der Daten, das Verstehen der Problematik, das Wahrnehmen von individuellen Erfahrungen, das Erkennen & sichtbar machen von Role Models.
Erst durch die Erkenntnis dieser, kann ein Umdenken und auch ein neues Handeln stattfinden. Für Veränderung ist es wichtig strukturelle Benachteiligungen zu thematisieren. Darstellungen können Gespräche und Diskussionen bewirken. Sie haben die Macht uns zum Nachdenken zu bewegen.
Hierfür möchte ich in meinem theoretischen Teil einen kurzen Überblick über die Geschichte geben. Wie hat sich die Gleichberechtigung von Frauen über die Jahre entwickelt und was hat die Politik zum Thema getan? Der nächste Abschnitt nimmt die Rolle der Frau, die Bedeutung von Arbeit und Geschlechterunterschiede in der Arbeitswelt in den Fokus. In diesem Zusammenhang werde ich auch auf die Schwerpunkte Bezahlung und Beförderung von Frauen eingehen. Dabei werden auch aktuelle Entwicklungen zum Thema mit Beispielen beleuchtet.
Im Rahmen meiner Forschungsfrage werde ich mich im Anschluss damit befassen, was Gestaltung gegen strukturelle Ungleichheit tun kann. Daraufhin beschäftige ich mich mit Projekten von anderen Gestalterinnen, die Frauen als Role Models präsentieren. Ich möchte herausfinden, was bei ihren Projekten die Chancen, aber auch Herausforderungen waren. Dies dient mir als Orientierung im praktischen Teil.
Hier nutze ich die Fotografie als mein gestalterisches Mittel. Ich werde verschiedene Fotoporträts und begleitende Interviews, für einen persönlichen Einblick mit Frauen in männlich dominierten Berufen in Deutschland, führen. Bei der Auswahl der Frauen wird darauf geachtet, unterschiedliche Berufe wie auch Generationen zu berücksichtigen. Dabei wird besonderen Wert auf Diversität gelegt. Bei dieser Portraitserie möchte ich auch ihre Arbeitsorte, den „Raum“ als Narrativ besonders mit einbinden. Am Ende soll eine Serie entstehen, von diversen Frauen unterschiedlichen Alters und unterschiedlichster Berufe. Alle mit dem Ziel ein Vorbild für künftige Generationen zu sein.
Expertinneninterview
Im Rahmen meiner Bachelorarbeit wurde auch ein Expertinneninterview mit der Zentralen Gleichstellungsbeauftragten der Fachhochschule Potsdam, Sandra Cartes, durchgeführt. In Bezug auf meine Forschungsfrage „Sind Stereotype und strukturelle Benachteiligung von Frauen in der Arbeitswelt heutzutage noch ein Thema und was kann Gestaltung dagegen tun?“ halte ich es für sinnvoll sich mit einer Expertin für Gleichstellungsthemen zu treffen. Die Auswertung des Interviews erfolgt im Anschluss. Die wichtigsten Aussagen wurden herausgearbeitet und relevante Antworten hervorgehoben. Das gesamte Interview kann durch einen QR-Code (in der Theorie Arbeit) angehört werden.
















Praxis
* Bildkonzept
Durch das Interview mit Sandra Cartes hat sich herausgestellt, dass wir in der Gesellschaft immernoch eine unterschiedliche Wahrnehmung von Gleichberechtigungsthemen haben und dass die Herausbildung von stereotypischen Geschlechterrollen bereits im sehr jungen Alter anfängt und dann oft bestehen bleibt. Als Gestalterin sehe ich es als meine Aufgabe etwas zum gesellschaftlichen Wandel beizutragen. Dafür nutze ich die Fotografie als mein gestalterisches Mittel. Durch das Abbilden von Frauen, in männlich dominierten Berufen und Bereichen, möchte ich zum Abbau von stereotypen Geschlechtervorstellungen und zur Sensibilisierung von Unterrepräsentation beitragen. Hierfür habe ich vor, verschiedene Fotoporträts und begleitende Interviews zu führen.
Im Vorfeld wurde für meine fotografische Arbeit eine umfassende Recherche angestellt, welche Berufe und Bereiche zum gewählten Thema passen. Man spricht von einem männlich dominierten Beruf, wenn der Männeranteil 70 % übersteigt. Dabei wurde festgestellt (Abs. 1.2), dass die Hälfte der Ausbildungsberufe von Männern dominiert sind. Das heißt, dass das Feld der abzubildenden Berufe und Bereiche sehr umfangreich ist. Dies betrifft zum Beispiel nicht nur technische und naturwissenschaftliche Berufe, sondern auch Land– und Forstwirtschaft, Sport und Militär, Fahrzeug– und Luftfahrtindustrie, auch kreative Branchen und wie bereits dargelegt (Abs. 1.3) Führung und Management.
Das bedeutet unterschiedliche Menschen mit ihren verschiedenen Lebensmodellen und einzigartigen Geschichten. Um dies darzustellen, werde ich Frauen in ihrem jeweiligen Arbeitsumfeld fotografieren. Einerseits dient das der Darstellung der unterschiedlichen Schauplätze, andererseits ermöglicht es die Abbildung des narrativen Raums. Ich möchte auch die Umgebung mit einfangen, um eine klare Geschichte zu erzählen und eine bestimmte Atmosphäre zu erzeugen. Dabei dient mit der Leerraum oder auch negative Raum im Bild, bei meiner fotografischen Arbeit, als ein gestalterisches Mittel. Dies wird bewusst eingesetzt, um dem Wesentlichen mehr „Raum“ zu geben und den Fokus auf die Person zu lenken. Auch werde ich bewusst Querformate in die Arbeit einbinden um mit Sehgewohnheiten, dem klassischen Porträtformat, zu brechen, wie aus dem Interview mit Gesine Born mitgenommen. Bei den Abbildungen der Frauen wird auf eine authentische Darstellung Wert gelegt. Das heißt die Frauen sollen in ihrer gewohnten Arbeitskleidung kommen, das schließt das Tragen der Brille als Sehhilfe mit ein.
* Umsetzung Fotografien
Die Fotografien wurden mit einer spiegellosen Canon EOS R6 aufgenommen. Für meine Fotoarbeit portraitierte ich nicht nur die Frauen, sondern fotografierte auch das Arbeitsumfeld und hielt dabei interessante Texturen und Strukturen fest. Denn die Arbeit der Frauen erschließt sich, für mich, auch durch den Ort.
































* Ausstellungskonzept
Die Gestaltung eines Ausstellungskonzeptes erschließt sich bei meiner Arbeit thematisch – um das Thema öffentlich sichtbar zu machen und direkt mit Besucher*innen in den Diskurs zu treten. Die Grafik spielt hier eine entscheidende Rolle. Dabei ist das Konzept so offengehalten, das neue Erkentnisse flexibel eingefügt werden können.
Zielgruppe
Das geplante Ausstellungskonzept richtet sich an eine vielfältige Zielgruppe, die alle Geschlechter einschließt und das Alter von 14 bis 99 Jahren ansprechen soll. Die Ausstellung wird zweisprachig in Deutsch und Englisch gestaltet, um eine breite Zugänglichkeit zu gewährleisten.
Ausstellungsorte
Die Standorte der Ausstellung sind in halböffentlichen und gemeinschaftlichen Räumen vorgesehen, darunter kulturelle Einrichtungen, Bildungseinrichtungen, Verwaltungsstellen sowie ggf. kommerzielle Orte. Diese Orte sind bewusst so gewählt, dass sie sichtbar und niedrigschwellig zugänglich sind, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen und eine breite Altersgruppe anzusprechen. Der Ausschluss von ganzöffentlichen Räumen wie Bahnhöfen oder Außenbereichen erfolgt aufgrund der Gefahr von Vandalismus sowie der Thematik der persönlichen Geschichten.
Gestaltung

Inhalt
Mein modulares Ausstellungskonzept verfolgt das Ziel, das strukturelle Problem der Unterrepräsentation von Frauen, hier am Beispiel von männlich dominaten Berufen, zu thematisieren und durch ihre fotografischge Darstellung, stereotype Geschlechterrollen abzubauen.
Fotografien
Die Fotografien der Frauen umfassen ungefähr fünf Bilder, gegebenenfalls etwas mehr oder weniger. Die Hängung zeichnet sich durch eine unregelmäßige Anordnung der Werke aus. Dies eignet sich, auch thematisch,besonders gut um die verschiedenen Welten der Frauen abzubilden und somit die Fotografien freier und flexibler zu präsentieren.
Key Visual
Ein zentrales Element der Ausstellung ist das Key Visual. Statt Prozentzahlen wird eine Infografik verwendet, um die Daten darzustellen. Als wiedererkennbares Symbol wird dafür der Kreis eingesetzt. Die ausgefüllten schwarzen Kreise zeigen den Männeranteil von 70 % (in den männlich dominierten Berufen) an. Während die Kreise, mit Leerraum, den unterrepräsentierten Frauenanteil in diesen Berufen deutlich machen. Die Grafik ist an einem Balkendiagramm angelehnt. Diese Darstellung erfordert ein genaues Hinsehen, um die Ungleichheit zu erkennen und soll für das Thema, auf einer visuellen Ebene, sensibilisieren.
Textebene
Zusätzlich wird die Textebene durch große Zitate, die Namen der abgebildeten Frauen, ihre Berufe und Berufsvorstellungen ergänzt. Sowie durch zwei bis drei Interviewfragen, die einen tieferen Einblick in ihre persönlichen Erfahrungen ermöglichen. Die Gestaltung erfolgt zweisprachig in Deutsch und Englisch, um eine breitere Zielgruppe anzusprechen.
Schrift
Für die Entwürfe wurde die serifenlose Schrift Ebony gewählt, welche viele verschiedene Schriftschnitte besitzt. Sie zeichnet sich aus, durch ihre klaren Linien und moderne Ästhetik. Besonders ausschlaggebend war, dass Veronica Burian die Schriftart entwickelt hat. Mir war es wichtig, für diese Arbeit den Font, einer weiblichen Schriftgestalterin zu benutzen, um die Arbeit von Frauen in der Typografie zu würdigen.


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Werkschau
Meine Werkschau habe ich in Form eines Web-Portfolios dokumentiert: https://michaelamaier.myportfolio.com
