Dieser Kurs „Farbe und Laser“ war für mich von Anfang an eine spannende Entdeckungsreise, bei der ich Schritt für Schritt lernen konnte, wie eng künstlerisches Arbeiten mit Pigmenten und wasserbasierten Medien mit technischen Verfahren wie dem Lasercut verbunden sein kann. Dabei standen nicht nur das Experimentieren und der spielerische Umgang mit Formen und Farben im Mittelpunkt, sondern auch das präzise Handwerk und das Verständnis für Materialeigenschaften. Schon beim ersten Aufspannen und Befeuchten von Papier wurde mir bewusst, wie wichtig eine sorgfältige Vorbereitung ist. Die darauffolgenden Übungen – von selbst gemischten Farbnuancen über die gezielte Laserkonstruktion bis hin zum Durchschneiden und Neuarrangieren von Formen – zeigten mir, wie viel Potential in dem Zusammenspiel aus spontaner Kreativität und planerischer Genauigkeit steckt. Gleichzeitig erlebte ich, dass jeder noch so kleine Schritt im Entstehungsprozess das endgültige Ergebnis nachhaltig prägen kann.
Pigmente und Collage
In der ersten Aufgabe spannten wir ein angefeuchtetes Blatt auf eine Holzplatte, damit es sich nicht wellt, und experimentierten frei mit Pigmenten, Acrylbinder und Wasser. Ich begann mit einem großen blauen Punkt und erweiterte die Farbpalette allmählich mit Grün und Weiß zu einem Türkis, bemerkte dabei jedoch schnell, wie schwierig es ist, das Mischverhältnis von Pigment und Binder genau abzuschätzen. Schließlich verwertete ich überschüssiges Weiß mit Rot und Orange und spritzte den so entstandenen beigefarbenen Ton über das Bild, um eine stimmige Komposition zu erzielen. Nach dem Trocknen zerschnitt ich meine Arbeit zu unterschiedlichen Rechtecken und fügte sie als Collage wieder zusammen, wobei ich viel über die Konsistenz und Deckkraft von Farben lernte.
Zwei Farben und ihre Abtönungen
Bei der zweiten Übung galt es, eine einzelne Pigmentfarbe in gleichmäßigen Abstufungen mit Schwarz und Weiß zu mischen, ohne dabei den ursprünglichen Farbton zu verlieren. Ich nutzte Illustrator als Referenz und wählte Blau sowie Gelb für mehr Kontrast, kam jedoch aus Zeitmangel nicht dazu, die gelbe Reihe ebenfalls Richtung Grau abzustufen. Spannend war hier weniger das reine Farbmanagement als vielmehr das Beibehalten einer einheitlichen Konsistenz, da jedes Hinzufügen von Pigment oder Binder den Farbauftrag merklich veränderte. Trotzdem half mir die Übung enorm dabei, ein besseres Gespür für das Zusammenspiel von Farbanteil, Wasser und Deckkraft zu entwickeln.
1/2x2=1
Anschließend hatten wir die Möglichkeit, unsere Farbkarten mit einem Lasercutter zu bearbeiten, was allerdings durch den großen Andrang und die gewellten Karten erschwert wurde. Daher entschied ich mich für eine simple MDF-Schablone zu lasern mit klaren, rechtwinkligen Formen, die einen schnellen und sauberen Zuschnitt erlaubte. Statt die Stücke wie ursprünglich geplant zu einem klassischen Quadratraster zusammenzufügen, versetzte ich die Einzelteile und schnitt überstehende Ränder ab, sodass ein Rechteck mit Stufenmuster entstand. Farblich verzichtete ich auf Gelb, um einen harmonischeren, fast monochromen Look in Blautönen zu erhalten und die geometrische Wirkung weiter zu betonen.
Transparenz
In der vierten Aufgabe setzten wir uns mit dem Thema „Transparenz“ auseinander, indem wir unterschiedliche Papiere so übereinanderlegten, dass optisch der Eindruck von durchscheinenden Farben entsteht. Ich entschied mich erneut für eine geometrische Komposition aus drei verschieden großen Quadraten, wobei das größte Quadrat im 45-Grad-Winkel zu den anderen angeordnet war und dadurch im mittleren Quadrat drei gleichgroße Dreiecke erzeugte. Da die Auswahl an farbigem Papier größtenteils aus sehr kräftigen, bunten Tönen bestand, fiel es mir schwerer, eine überzeugende Transparenzwirkung zu erzielen. Dennoch bin ich auf dieses Ergebnis besonders stolz, weil ich nach dem Aufkleben die gesamte Form noch einmal ausschnitt und auf ein weiteres Blatt klebte, was dem Bild eine spürbare Dreidimensionalität verlieh und den Effekt optischer Überlagerungen verstärkte.
Illusion
In der fünften Aufgabe löste ich mich vom Quadrat und konzentrierte mich auf Kreise. Um den fliederfarbenen Halbkreis im Inneren zu beurteilen, wählte ich einen zweiten Halbkreis als direkte Referenz, der in einer anderen Komposition denselben Farbton zeigt. So wollte ich verdeutlichen, wie stark eine Farbe durch ihre Umgebung beeinflusst wird. Obwohl ich die Gesamtkomposition gelungen finde, blieb der gewünschte Kontrast leider subtiler als erhofft, besonders in fotografischen Dokumentationen. Dennoch empfand ich die Arbeit mit Halbkreisen und Kreiselementen als eine wilkommene Abwechslung zu meinen bisherigen rechteckigen Formen.
Der Stempel
Die letzte Übung im Kurs knüpfte nahtlos an meine bisherigen Experimente mit Farbe, Form und Material an, stellte jedoch zugleich den Höhepunkt des gesamten Semesters dar. Besonders ein Beispiel in der Präsentation von Maria weckte meine Neugier: Sie zeigte, wie ein einfaches Raster durch minimale Verschiebungen plötzlich einen flirrenden Moiré-Effekt erzeugen kann. Genau diese Überlagerungen und scheinbar organischen Muster wollte ich weiter erforschen. Gleichzeitig trug ich bereits die Idee in mir, Stempel mit einer isometrischen Perspektive zu entwickeln – eine Annäherung an dreidimensionale Strukturen, bei der einfache Quadrate zu geneigten Rauten werden und so einen räumlichen Eindruck vermitteln.
Ausgehend von diesem Ansatz entschied ich mich, mehrere Stempelvarianten zu entwickeln, die auf einer isometrischen Rautenform basieren und unterschiedliche Flächendeckungen simulieren. Die Idee war, dass ein „25 %“-Stempel nur wenige kleine schwarze Quadrate beinhaltet, während ein „50 %“-Stempel das gleiche Motiv dichter anordnet und fast die Hälfte der Fläche füllt. Schließlich ergänzt ein Rahmenstempel (oder ein komplett gefüllter „100 %“-Stempel) das Set, sodass beim wiederholten und teils versetzten Abdruck verschiedenste Grauwerte oder sogar dreidimensionale Würfel entstehen können. Das Besondere daran ist, dass man durch simples Drehen und Aneinanderreihen der Stempel ein ganzes Spektrum an optischen Illusionen erzeugt – von luftigen, fast durchscheinenden Mustern bis hin zu vollflächig wirkenden Formen. Ein Blick auf die Beispiele zeigt: Bereits mit nur einer Stempelfarbe kann man eine verblüffende Räumlichkeit schaffen, denn das Auge „mischt“ die weißen Lücken zwischen den schwarzen Rastern zu Abstufungen, die heller oder dunkler erscheinen, je nachdem wie stark man die einzelnen Elemente überlagert.
Die Realisierung dieser Idee geriet allerdings zunächst ins Stocken, als der Laser an unserer Hochschule just zu dem Zeitpunkt seinen Dienst versagte. Mein erster Versuch, das Stempelgummi im Interface-Labor der FH zu gravieren, scheiterte, weil der Laser nicht stark genug war: Selbst nach mehreren Stunden Bearbeitung war die Gravur nicht tief genug, um brauchbare Druckflächen zu erhalten. Auch der zweite Anlauf bei den Architekten scheiterte, da dieser Laser statt einer sauberen Gravur das Gummi einfach durchtrennte. Kurz vor der Werkschau sah ich mein Projekt bereits scheitern, bis Rey mir unverhofft anbot, das Material in einer Außenstelle zu lasern. Dadurch konnte ich die frisch gravierten Gummimodule gerade noch rechtzeitig auf zuvor zugeschnittene Holzstücke montieren.
Am Ende fertigte ich die drei verschiedene Stempel in zwei Größen (1 cm und 2 cm), die ich während der Werkschau in den Ausstellungsraum legte – mitsamt zweier verschiedenfarbiger Stempelkissen und ausreichend Papier, damit die Besucher ihre eigenen Muster entwickeln konnten. Dabei zeigte sich, dass bereits leichte Drehungen und Verschiebungen der Stempel faszinierende Effekte hervorrufen: Mal bildete sich ein räumlicher Würfel, mal entstanden Moiré-artige Überlagerungen oder fein abgestufte Schattierungen. Die Resonanz war durchweg positiv, weil jeder spontan experimentieren konnte und in kürzester Zeit völlig unterschiedliche Resultate vorlagen.
Eine zusätzliche Inspiration holte ich mir aus der asiatischen Siegelkunst und den japanischen Familienwappen (Kamon). Vor vielen Jahren hatte ich versucht, ein eigenes Familiensymbol in einen Jadestempel eingravieren zu lassen, doch der Schildermacher scheiterte an der filigranen Umsetzung. Indem ich nun selbst den gesamten Prozess von der Konzeption über das Lasern bis zum finalen Stempelbau durchlief, schloss sich für mich ein Kreis: Ich verstand, wie sich komplexe Raster, konstruktive Isometrie und die Faszination am Handwerk des Stempels zu einem flexiblen, modularen System vereinen lassen – ganz im Sinne dieses Kurses, der den spielerischen Umgang mit Farben und Formen in Kombination mit präziser Lasertechnik stets in den Vordergrund stellte.
Fazit
Rückblickend betrachte ich den gesamten Kurs „Farbe und Laser“ als eine spannende Mischung aus spielerischem Experimentieren und sorgfältiger Technik. Von den ersten Versuchen, Pigmente exakt mit Acrylbinder abzustimmen, bis hin zu den unvorhergesehenen Schwierigkeiten mit einem defekten Lasercutter bot jede Phase neue Herausforderungen. Gerade diese Hindernisse haben mir gezeigt, dass sich kreative Prozesse nicht immer planen lassen, sondern häufig erst durch spontanes Ausprobieren und Improvisieren an Tiefe gewinnen. Besonders bereichernd waren die umfangreichen Präsentationen über Farbenlehre: Sie haben mir noch deutlicher vor Augen geführt, wie sensibel unsere Wahrnehmung ist. Die Beispiele aus der Kunstgeschichte und der Designpraxis waren immer wieder Aufschlussreich.
Im finalen Projekt wurden all diese Aspekte auf eindrückliche Weise zusammengeführt. Die Idee, mithilfe einfacher Stempelvarianten unterschiedlich starke Raster zu erzeugen, zeigte sich als perfekte Spielwiese für das Gelernte: Auf nur einem Blatt Papier konnten komplexe, fast dreidimensional anmutende Strukturen entstehen, die das Auge durch Überlagerungen und verschiedene Abstufungen täuschten. Trotz der technischen Hindernisse und einiger Probeläufe, bei denen das Gummi entweder nicht richtig graviert oder durchtrennt wurde, ließen sich die Stempel noch rechtzeitig fertigstellen. Dieser Prozess, in dem sich kurz vor Schluss alle Puzzleteile fügte, verdeutlichte mir einmal mehr, wie wichtig Geduld, Fehlertoleranz und das stetige Lernen aus jedem einzelnen Arbeitsschritt sind. Letztlich hat der Kurs mir nicht nur neue Drucktechniken und Farbmischstrategien eröffnet, sondern mir auch ein tieferes Verständnis dafür vermittelt, dass Kunst und Technik sich gegenseitig inspirieren, antreiben und erweitern können.